„Manu, welche Art von Sport-BH trägst du eigentlich beim Yoga?“ hörte ich einmal eine meiner Teilnehmerinnen in der Umkleide schüchtern fragen. Nach einem kurzen gegenseitigen Blick auf unsere Oberweiten war klar – wir bewegen uns in ähnlichem Größenbereich was Unterwäsche betrifft. Bevor du auf weiterlesen klickst, eine schmunzelnde Vorwarnung: Dieser Artikel enthält zynische Passagen! Wenn du bereit bist, dann klicke auf:
Egal ob Online-Shop oder Sportfachgeschäft um die Ecke – wenn wir nach einem passenden Sport-BH fürs Yoga fragen, werden wir großbusigen Frauen wenig zufriedenstellend beraten. Da im Hatha Yoga meist langsame, fließende Bewegungen ohne Sprünge oder Sprints durchgeführt werden, ist naheliegend, dass ein Sport-BH mit „leichtem Halt“ ausreichend ist. So dürften es die Mitarbeiter*innen der Sportgeschäfte in Weiterbildungen gelernt haben.
Spätestens nach dem zweiten herabschauenden Hund (siehe Foto) werden wir eines anderem belehrt – Sport-BHs mit leichtem Halt, halten den meisten Yogaeinheiten nicht stand. Grund sind die vielen stehenden Vorbeugen (uttanasana, padahastasana etc.) und Umkehrhaltungen (Hund, Delfin, Kopfstand etc.). Auch wenn Sport-BHs mit leichtem Halt schick aussehen und angenehm zu tragen sind – wir wollen auch hier shtira – Festigkeit! Deshalb empfehle ich ab Körbchengröße C auf jeden Fall Sport-BHs mit starkem Halt – das sind jene, die beispielsweise fürs Laufen geeignet sind. Mit so einem Sport-BH kannst du dir ab sofort sicher sein, dass du dich beim Yoga aufs Wesentliche konzentrieren kannst – fließende Atmung und Bewegungen statt Seufzen und Zurechtrücken deiner Unterwäsche nach jeder Vorbeuge. Optional finde ich auch die Variante „frei schwebend“, d.h. ohne BH, besser als mit schlecht sitzendem BH. Dabei ist lediglich darauf zu achten, dass dein Shirt hochgeschlossen ist und du es in die Hose stricken kannst. Du hast schon einen BH mit leichtem Halt gekauft? Kein Problem! In meditativen Einheiten – z.B. Yoga Nidra oder Yin Yoga ist diese Art von BH wiederum gut geeignet. Im Yoga Nidra sind wir in Rückenlage – bequeme lockere Kleidung fördert die Entspannung. Im Yin Yoga verweilen wir minutenlang in sitzenden oder liegenden Positionen. Auch hier ist lockere Kleidung passend.
Nicht alles, wo Yoga draufsteht ist für Yoga geeignet
Ich bin abgelenkt, wenn meine Kleidung ständig verrutscht oder irgendwo kratzt. Meine Teilnehmer*innen sind abgelenkt, wenn ich Kleidung mit unruhigen Mustern, Aufdrucken oder Sprüchen trage. Beim Unterrichten wähle ich daher Yoga Kleidung, deren Farbe und Schnitt wenig ablenken, weder mich selbst noch meine Teilnehmer*innen. Wenn ihr mich jetzt hören könntet. Ich seufze gerade laut, weil ich die Suche nach passender Yoga-Kleidung immer noch schwierig finde, trotz größer werdendem Angebot.
Bunte Leggins und XXL-Oberteile, oft mit weitem Ausschnitt, sind gerade in Mode. Beim Yoga mit Körbchengröße C + ist dieses Outfit eher ungeeignet. Warum? Bei jeder Vorbeuge habe ich mein Shirt im Gesicht, bei jeder Rückbeuge im Liegen zeige ich mehr von meinem Dekolleté, als mir lieb ist. Fazit: Zu viel Ablenkung. Zum Schmunzeln finde ich Yogashirts mit Kapuze. Jedesmal, wenn ich ein Kapuzenshirt in einem Yoga-Shop sehe, kommt die Frage auf „Was haben sich die Produzent*innen dabei gedacht?“ Hast du jetzt auch das Bild vom Sonnengruß vor deinem geistigen Auge, wo dir bei jeder Vorbeuge oder Hunde-Position die Kapuze aufgesetzt wird und du sie in tadasana wieder nach hinten abstreifst? Gefühlt 90 % der Yoga-Shops bieten genau diese Outfits. Gut daran ist, dass 10 % der Outfits doch für „Yoga C+“ geeignet sind.
Yoga Kleidung C+ für ablenkungsfreies Üben, meine Tipps:
Must-have-BHs: Ein so genannter Lauf-BH mit starken Halt für dynamische Yogastunden, und ein Wohlfühl-BH mit leichtem Halt für ruhige Stunden (Yin Yoga, Yoga Nidra, Meditation). Für die Variante „frei schwebend“ eignen sich auch hochrunde Bodys oder Jumpsuits. Wichtig ist nur, dass sie lang genug und gut dehnbar sind (sonst zwickts im Schritt)
Must-Have-Oberteile: Anliegende Shirts mit hochrundem Ausschnitt – verrutschen weniger und bewahren vor tiefen Einblicken.
Must-Have-Hosen: Leggins eignen sich, wenn sie einen gut sitzenden breiten Bund haben. Weite Hosenbeine eignen sich wenn sie Bündchen am Knöchel haben. Dann verrutscht auch hier bei Umkehrhaltungen nichts, und bei dynamischen Sonnengrüßen läuft der große Zeh weniger Gefahr, sich beim Vor- und Zurücksteigen im Hosenbein des anderen Hosenbeins zu verheddern.
Nice-to-have: Bio-Baumwoll-Kleidung schmiegt sich wie eine zweite Haut an den Körper.
Nice-to-know: Etiketten schneide ich heraus, dann kann nichts kratzen. Probier aus, ob einfärbige Yoga Kleidung, ohne Prints oder Sprüche dir beim Fokussieren hilft.